Das Elephant Sanctuary Phuket – Top oder Flop?

Warum der respektvolle Umgang mit Elefanten unverzichtbar ist

Elefanten sind faszinierende Geschöpfe, die Kinder und Erwachsene in ihrem Bann ziehen. Kein Wunder also, dass auch unser 3-jähriger auf Phuket sofort Feuer und Flamme war für die Dickhäuter. Die riesigen und zugleich sanften Geschöpfe werden aus diesem Grund in vielen Touristengebieten, so auch auf Phuket als Touristenattraktion gehalten. 

Dass es auch anders geht, durften wir während eines typischen Touristenausflugs in ein Elefantencamp feststellen. So kann ich ganz klar aufgrund unserer Erfahrungen Phuket Elephant Sanctuary empfehlen, während an vielen anderen Orten auf Phuket der Umgang mit Tieren und speziell Elefanten oft sehr zweifelhaft und für mich als Tierfreund sehr schmerzhaft ist.

Touristen sollten auf Elefantenreiten und Co bewusst verzichten und die Ausnutzung der Tiere boykottieren

Intelligent und feinfühlig sind Elefanten. Edle Tiere, die sowohl einen eigenen Willen haben als auch einen eigenen Charakter. Elefanten erreichen nicht nur fast dasselbe Alter wie Menschen, sondern brillieren auch mit ihrem guten Gedächtnis. Besonders bewegend finde ich die Tatsache, dass Elefanten ebenso um ihre Verstorbenen trauern wie Menschen und auch sonst sehr soziale und friedliche Lebewesen sind.

Umso trauriger, dass auch heute noch viele Elefanten als Arbeitstiere dienlich sein müssen. Besonders beliebt bei Touristen ist das Reiten auf einem Elefanten. Dschungel-Safari nennt sich das dann oft. Auch mir war lange nicht bewusst, welche Qual es für dies für die Tiere ist, denn Elefanten sind von Natur aus keine begeisterten Arbeitstiere ohne eignen Willen, sondern viel mehr wird der Wille der Tiere in einem schmerzhaften und langwierigen Prozess gebrochen.

Es bedarf also eines langen „Training“, um Elefanten dazu zu bringen, schwere Baumstämme zu tragen, Touristen auf sich reiten zu lassen und auf Kommando auch noch Kunststückchen vorzuführen. Damit dies überhaupt möglich wird, werden junge Elefanten möglichst frühzeitig von ihren Müttern getrennt und es wird Schritt für Schritt über viele Wochen hinweg der Wille der intelligenten Tiere gebrochen.

Wer Phuket besucht, wird in der Regel nichts von der „Ausbildung“ oder dem „Training“ der Elefanten mitbekommen, denn dies geschieht abseits der Touristengebiete im Dschungel. Besonders tragisch: auch heute werden noch Jungtiere aus der freien Wildbahn gefangen, um diese einzusperren, mit Ketten zu fesseln und fixieren. Dann werden die Tiere mit Feuer, Wasser und scharfen Gegenständen traktiert. Letztlich werden Trainingsfortschritte dadurch erzielt, dass den Tieren Schmerzen zugefügt werden und es Angst vor Menschen bekommt. Dies geschieht durch Elefantenhaken, Schläge oder auch Nägel, die den Tieren unter die Haut geschoben werden.

So finden die Elefanten meist zunächst in der Baumfäll-Industrie Einsatz, wo sie als billige Arbeitstiere eingesetzt werden und Gewichte tragen müssen, die für sie eigentlich zu schwer sind. Erst, wenn sie diese Arbeit nicht mehr ausführen können, werden sie in die Touristen-Industrie weiter verkauft. Wenn sie auch dafür zu schwach sind, landen sie häufig in sogenannten Elefanten-Camps. Diese werben damit, ihre Tiere artgerecht zu halten und gut zu behandeln. Es werden schaarenweise Touristen zu ihnen gebracht, die sie dann füttern und mit ihnen baden dürfen. 

Das sieht auf Bildern nach einem großen Spaß für alle Beteiligten aus. Aber man darf nicht vergessen, dass die Tiere höllische Angst vor Menschen haben und diese nur so nah an sich heran lassen, weil sie sonst von den Aufsehern bestraft würden. Mit artgerechter Haltung hat das nichts zu tun.

Elephant Sanctuary – die andere Art des Elefantencamps

Abseits der Elefanten-Trekking-Touren und der erzwungenen Vorführungen für Touristen agiert Phuket Elephant Sanctuary. Das Gelände grenzt an den Khao Phra Thaeo Nationalpark und hier wird Elefanten, die einst als Arbeitstiere in der Holzfäller- und Touristenindustrie und dann in der Touristenbranche missbraucht wurden, ein geschützter Lebensraum geboten. Auf 30 Hektar Dschungelgebiet können die Elefanten den Ruhestand in einer natürlichen Waldumgebung genießen.

Wer einmal eines der negativen Beispiele beobachten durfte, so wie ich, der wird von Elephant Sanctuary begeistert sein. Denn hier dürfen sich die Tiere größtenteils frei bewegen und die müssen sich weder baden lassen noch irgendwelche Kunststücke vorführen und Besucher dürfen auch nicht auf ihnen reiten. Einzig gefüttert werden dürfen die Tiere.

Der Preis für einen Besuch liegt bei 3000 Bath (83 €) pro Person. Darin enthalten sind Transport, Leih-Gummistiefel und –hüte, Frühstück und Mittagessen. Das klingt trotzdem relativ teuer und liegt daran, dass selbst „kaputte“ Elefanten, die nicht mehr für Touristenvorführungen taugen, noch relativ teuer sind. Das Elephant Sanctuary muss sie sozusagen freikaufen. 

Nach einem kleinen Frühstücksbuffet zur Begrüßung und einer informativen Videovorführung geht die Tour über das Gelände los. 

Ein schönes Erlebnis hatten wir sehr schnell, denn an der Futterstellen warteten zwei Elefanten, denen die Besucher Futter anbieten durften. Hier wurde darauf geachtet, dass die Teilnehmer sich anstellten und jeder einzeln den Tieren Obst anbieten konnte. Die Tiere wurden nicht an die Stelle geführt, sondern freiwillig gekommen und konnten selbst entscheiden, wie weit sie sich uns nähern wollten. Von uns waren sie durch eine Absperrung, einen großen Querbalken, getrennt.

In kleinen Gruppen kann dann das Gelände mit einem Angestellten besichtigt werden. Hierbei durften wir auch einen Blick auf große Ställe werfen. In diesen Schlafen die Tiere, da sie an Menschen gewohnt sind und nicht mehr alleine in der Wildnis leben könnten. Jeder Elefant hat einen menschlichen Betreuer, der ihn den ganzen Tag begleitet. 

Gerade deshalb ist das Projekt sehr interessant, denn es wird dafür gesorgt, dass die einstigen Arbeitselefanten einen angenehmen Lebensabend genießen dürfen. Zudem achteten die Angestellten darauf, dass wir uns den Tieren nicht zu sehr nähern, da diese von sich aus auf uns zukommen würden. Was letztlich auch auch geschah, sodass wir die Tiere wirklich aus der Nähe beobachten konnten. 

Für unser Kleinkind reichte es aber auch, die Dickhäuter von weitem zu betrachten. Für ihn war das Ganze ein tolles Gesamterlebnis. Es stehen dort auch Einrichtungen für Kinder, zum Beispiel ein Spielzimmer, Hochstühle, Kinderteller und –besteck und Gummistiefel in kleinen Größen zur Verfügung. Wie in Thailand üblich sind alle sehr kinderfreundlich. Außerdem wurden wir mit einem Mini-Van von zu Hause abgeholt und zum ersten und einzigen Mal in Südostasien hatte das Auto einen für unseren Sohn passenden Kindersitz.

Auf dem Gelände steht den Tieren zudem ein großer See zur Verfügung, wobei ältere Elefanten täglich zum Baden geführt werden, um die Gelenke zu entlasten, die durch die jahrelange Arbeit geschädigt sind. Hier lassen sich auch jüngere Tiere beobachten, die selbst ins Wasser gehen. Die Tour wurde mit einem Mittagessen abgeschlossen, das komplett vegetarisch, teils vegan war. Auch unserem Sohn hat einiges vom Buffet gut geschmeckt. 

Das „Problem“ an der Sache

Aus ethischer Sicht kann man also das Phuket Elephant Sanctuary besuchen, den Tieren wird dort definitiv nichts schlimmes angetan. An der Grundproblematik wird sich daran allerdings nichts ändern. Das heißt, dass es durch Orte wie diesen nicht einen Babyelefanten weniger geben wird, der von seiner Mutter weggerissen und „trainiert“ wird. Es handelt sich um bereits gebrochene Tiere, die nie wieder zu ihrem natürlichen Herdenverhalten zurückfinden werden. Das ist wirklich traurig. Trotzdem ist es eine der wenigen Gelegenheiten, den wundervollen Tieren nah zu kommen, ohne sie misshandelt zu wissen. 

Impressionen von Hanna im Elephant Sanctuary Phuket

Dieser Gastbeitrag ist geschrieben von Hanna von Rubbelbatz.de

Ein Kommentar

  1. Interessant, dass sich das Elephant Scanctuary anscheinend so gewandelt hat. Oder es gibt mehrere davon in Phuket? Wir waren vor 2 Jahren in einem, dort durften wir die Tiere füttern und mit ihnen baden. Sie konnten sich frei bewegen, auch weg gehen, wenn sie keine Lust auf den Trubel hatten. Allerdings gab es keinen Balken dazwischen sondern alle haben sich drum herum gescharrt. ABER! Es gab in dem Sanctuary fast nur Jungtiere! Teilweise so kleine, dass sie gerade mal 1,40m hoch waren und natürlich bei der Mama sein durften. Das zeigt doch wiederum, dass so eine Einrichtung wirklich Sinn macht, denn wenn ein Elefant hier geboren wird, darf er sein ganzes Leben hoffentlich behütet genießen – wenn auch leider nicht in freier Wildbahn.

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